Peter Lüem

   Peter Lüem 4Peter Lüem Zitterpappel 2015

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Bereits zu zweien Malen weilte der Zürcher Fotograf Peter Lüem im Atelierhaus Sciaredo. Nicht je 3 Wochen, sondern je mehrere Monate! (Okt. 2011 bis März 2012; Dez. 2014 bis März 2015). Auszeiten um Eigenes zu verwirklichen.

Während seines ersten Aufenthaltes sah Lüem Haus und Umgebung als Bühne für Experimente; Dialoge mit der Natur, der Geometrie des  Hauses, der Kubatur der Räume, des einfallenden Lichtes und der geworfenen Schatten.

Bei seinem zweiten Aufenthalt lockte ihn insbesondere die Möglichkeit, nach Belieben zwischen Arbeit am PC drinnen und Arbeit mit Motorsäge, Axt und Stechbeutel draussen zu wechseln. So entstanden mehrere Sciaredo- Holz-Skulpturen.

Experiment heisst für Peter Lüem, der in den frühen 1980er-Jahren als Bühnenbildner tätig war, primär „in Szene setzen“,  zum Beispiel die Geometrie der Fenster so platzieren, dass ihre Funktion doppeldeutig wird, dass Architektur und Natur zu Differenz und Einheit zugleich werden. Szene kann es auch sein, lustvoll eine Hand voll Wasser in die Luft werfen, auf dass die Spritzer zum „impressionistischen“ Bild vor buschigem Hintergrund werden. Oder es kann die Silhouette von Hund Zipo sein, die im Gegenlicht zum „Scherenschnitt“ wird. Immer wieder sind es in der ersten Tessiner Zeit auf Drei- und Vierecken basierende, konstruktive Modelle aus vor Ort geschnittenen Bambusspänen, die sich als Luftkörper im Sonnenlicht mit ihren eigenen Schatten verbünden und in der Fotografie verselbständigen.

2014 war ein stürmisches Jahr im Tessin. Der zwischen Fels und Haus eingepferchte Nespole fiel dem Sturmwind zum Opfer und bei zwei alten Zitterpappeln krachten  die Wipfel zu Boden. Doch: des einen Leid, des anderen Freud. Peter Lüem erweckt die einstigen Baumspitzen während seines Sciaredo-Aufenthaltes 2014/2015 zu neuem Leben. Er unterteilt sie in offene Stockwerke und lässt sie aufeinandergestellt wieder in die Höhe wachsen. Die eine Skulptur ist geschmeidig, wächst scheinbar mit Leichtigkeit, die andere sucht mit Ecken und Kanten ihr Gleichgewicht. Zwei Charaktere. Das kompakte und reich maserierte Nespole-Holz wurde in der Bearbeitung durch Peter Lüem nicht nur von Baum zu Kunst, sondern  auch von seiner Standortgebundenheit befreit undist nun Schiff.           

azw 2_2012/4_2015

 

Mehr zu Peter Lüem gibt’s auf www.peterluem.ch