Thierry Feuz - das Flirren der Glühwürmchen
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Wenn ein Künstler in einem urbanem Umfeld wohnt, sich in seinem bildnerischen Werk aber mit der Natur befasst, kann ein Aufenthalt in der Casa Sciaredo – wo rundherum Bäume, Büsche, Wiese, Felsen den Ton angeben – sehr inspirierend sein. Es ist darum nicht aussergewöhnlich, dass der 1968 in Wien geborene, in Genf lebende Mixed-Media-Maler Thierry Feuz nach 2014* erneut für einige Wochen nach Barbengo dislozierte (15. Mai bis 12. Juni 2016). Auch wenn ihm regnerisches Wetter und Renovationsarbeiten am Haus nicht ganz die geruhsame Aus-Zeit in der „Sonnenstube“ brachten, so entstanden doch eine Vielzahl neuer Arbeiten auf Leinwand und auf Papier. Wesentlich waren diesmal nicht die Experimente mit Wiesenblumen und Gräsern, die direkt als „Schablonen“ für die erste, mit Farb-Spraydosen ausgeführte „Sprühschicht“ dienten, obwohl er diese vor zwei Jahren erprobte Methode, kaum angekommen, sogleich wieder aufgriff.
Erlebnishaft schrieb sich dieses Mal das nächtliche Flirren der Glühwürmchen über der Wiese ein. Es erinnerte ihn einerseits an Video-Games der 1980er-Jahre, andererseits evozierten sie in ihm die Vorstellung einer „magischen“ Welt, in der die Natur ihre Gesetze vergisst und eine fantastische, neue schafft. Die psychedelisch anmutenden „Fractal Art“ – Hochglanzdrucke, die er bei sich hatte, erwiesen sich in diesem Zusammenhang in Form von „Cut Outs“ als ideale Komponenten neuartiger Collagen. In Verbindung mit dem für Feuz typischen Mix von aquarellierten Naturfragmenten, Schablonen-Zeichnungen, gesprühten Partien, Glanz-Stickern und anderen Techniken entstanden leichte, verführerisch-poetische Szenerien auf Arches-Papier, durch welche sich die Augen mit Lust ihre eigene Flugbahn suchen.
Feuz hat ein ausgeprägtes Gespür für mögliche Schablonen, so wurden auch die gelochten Rubber-Türvorlagen von Sciaredo zu vielfarbigen Grundmustern für weitere, im Detail wohl noch zu entwickelnde Collagen.
Wurden die Leinwandbilder der ersten Aufenthaltswochen gleich vor Ort abgeholt, um in Ausstellungen in Zürich, Konstanz und Montreux transportiert zu werden, gingen die Papierarbeiten mit dem Künstler zurück nach Genf, um dort – wer weiss – als Sciaredo-Memorabiles in eine Serie neuer, eventuell grossformatiger Bilder einzufliessen. Es ist faszinierend zu beobachten wie Sciaredo über immer mehr künstlerische Werke (welcher Art auch immer) in die Kunstwelt hineingetragen wird. Die Stiftungsgründerin Georgette Klein (1893-1963) , die als „Geist“ in allem wirkt, was mit Sciaredo zu tun hat, schaut da aus „ferner“ Welt sicherlich schmunzelnd zu und freut sich. azw 6_2016
* siehe separaten Text unter „Thierry Feuz – die Natur als Karma“