Thierry Feuz

Thierry Feuz - Garten

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„Wie kann ich die Natur direkt in meine Arbeit integrieren und doch zu „abstrakten“ Bildern gelangen? Diese Fragestellung trieb den 1968 in Wien geborenen Genfer Künstler Thierry Feuz an, als er sich um einen Aufenthalt im Atelierhaus Sciaredo bewarb.

Obwohl sein Aufenthalt aus familiären Gründen kürzer ausfiel als ursprünglich geplant, das heisst „nur“ vom 25. Mai bis  15 Juni 2014, ist seine Bilanz eine positive. „Ich hatte eine wunderbare, kreative Zeit in Sciaredo und es fiel mir schwer, von dort wieder weg zu reisen.“

Im Zentrum von Feuz malerischem Werk stehen florale Motive. Dabei geht es aber nicht um Abbilder, sondern um das Erschaffen einer künstlichen (künstlerischen) Parallelwelt, in der Florales aus dem Kosmos der Farbe wächst und keine Rücksicht auf Naturgesetze, Grössenverhältnisse etc. nimmt.  In den letzten Jahren entstanden so Serien mit Titeln wie „Chromolux“, „Psychotropical“, „Supernatural“, aber auch „Technicolor“, die im Gegensatz zu den übrigen keine Assoziationen zu Blatt, Blume, Stengel aufkommen lässt, sondern die Bilderscheinung auf parallele Farbstreifen reduziert.

Die Serien entstehen nicht nacheinander, sondern in stetem Wechsel. So arbeitete der Künstler auch in Barbengo an mehreren Zyklen. Im Zentrum standen jedoch Experimente mit natürlichen Schablonen (bestehend aus echten Gräsern, Blumen, Zweigen, Blättern), die der Künstler danach mit Mitteln der Malerei, der Zeichnung und der Collage überarbeitete. „Möglich, dass daraus eine neue Serie entsteht“, sagt er und hat auch schon eine Idee für deren Titel: „Karma“. Ein gut gewählter Begriff, der auf die Herkunft, das Erbe der Bilder hinweisen und ihre Autonomie innerhalb eines grösseren Ganzen definieren würde.

Wie die Fotos zeigen, implizierte Feuz Vorgehen einen steten Wechsel von Arbeiten im Garten und dann wieder im Innern des Hauses. So als würde er draussen die „Echtzeit“ proben, um diese anschliessend im Atelier in einem Prozess der Reflektion in „Kunst“ zu verwandeln.

Thierry Feuz Schaffen steht in der aktuellen Kunstwelt nicht allein. Die Gleichzeitigkeit von Realität und Künstlichkeit bestimmt unser Bild der Welt, erzeugt Unsicherheit und ist gleichzeitig faszinierend im Sinne ungeahnter Möglichkeiten.  Damit arbeiten viele Künstlerinnen und Künstler heute. Hinter Feuz stehen zum einen die „Grossen“ wie Gerhard Richter oder Brice Marden, unter den Gleichaltrigen in der Schweiz, die explizit Florales bearbeiten, seien zum Beispiel Barbara Ellmerer  und Sylvia Hostettler, aber auch die Biennale-Venedig-Teilnehmer Gerda Steiner/Jörg Lenzlinger  genannt.

Dass Sciaredo zum vielseitigen und umfangreichen Werk von Thierry Feuz in diesem Themenbereich nun ein Kapitel beisteuert, würde Georgette Klein – die Ahnfrau von Sciaredo – ohne Zweifel freuen.

 

azw Juli 2014