Sabina Eichenberger Herrenschwanden

 

Sabina Eichenberger Vorhang-Projekt 2015

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«Falls ich einmal in diesem Haus wohnen darf, nähe ich ihm neue Kleider», sagte Sabina Eichenberger als sie im Herbst 2013 erstmals in Sciaredo zu Besuch war. Der Moment kam – im Herbst 2015. Mit «neue Kleider» meinte die nie ohne Nähmaschine in die Ferien fahrende Kreativ-Frau «neue Vorhänge». Ihre Idee traf in der Stiftung auf offene Ohren, denn im Rat machte man sich schon längere Zeit Gedanken über «Wintervorhänge», die das Problem der nicht isolierten Fenster des «Bauhauses» von 1932 zumindest partiell lösen würden.

Um Kosten zu sparen, schlug die in der denkmalgeschützten Halen-Siedlung in Herrenschwanden bei Bern Wohnende die bekannten hellbraunen Militär-Wolldecken mit Schweizerkreuz als Material vor. Dass dies schliesslich nicht klappte, bedauerten insbesondere die Männer im Stiftungsrat nicht und begrüssten die Realisierung der Wintervorhänge in dunkelgrünem Wollstoff. Meter um Meter um Meter schnitt Sabina Eichenberger während ihres Aufenthaltes in der Casa Sciaredo zu und säumte respektive verstärkte die Stoffbahnen mit der Nähmaschine. Um dem Projekt eine persönliche Note zu geben, erhielten die einzelnen Teile feine, genähte Lineaturen mit «tanzenden» Würfeln, die an den Kubus des Hauses erinnern.  Zusätzlich entstanden auch neue Sommervorhänge fürs Parterre und aus Stoffresten der alten Ersatz-Vorhänge für die Schlafzimmer im oberen Stockwerk.

Sabina Eichenberger ist nicht Künstlerin im landläufigen Sinn – sie gehört eher zu der aus den 1968er-Jahren gewachsenen Generation emanzipierter Frauen, die alles, was sie anpacken mit ihrer Kreativität zu etwas Besonderem machen. Das ist im Fall von S.E. auch nicht verwunderlich, war ihr Vater doch der Innenarchitekt des «atelier5» in Bern, das u.a. für die Halen-Siedlung zeichnet. Auch S.E.s erfolgreiches Betreiben des Halen-Lebensmittel-Ladens  gehört in diese Kategorie, von ihrem Atelier mit Mode-Entwürfen und Kleidern aus besonderen Stoffen gar nicht zu reden. Wenn auch letzteres bei diesem Aufenthalt nicht ins Rampenlicht rückte, so sei hier doch die Rückkoppelung zu Georgette Kleins deutlich der Moderne verwandten Mode-Entwürfen und Kleidern für sich und ihren Bekanntenkreis angemerkt.

In Barbengo weilte Sabina Eichenberger mit ihrem Lebenspartner Andreas Röthlisberger. Dieser ist nicht nur als engagierter Sekundarlehrer, sondern auch als Bildhauer bekannt . Die Werkbank im Atelier von Sciaredo hat dank ihm jetzt wieder einen Drehstab – mit einem Kopf, der unverkennbar an die künstlerische Sprache von GEO erinnert.              azw Oktober 2015