Regula Michell, Zürich

Regula Michell Moving Arts Sciaredo IRegula Michell Moving Arts Sciaredo V

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Eine wichtige – je sogar wegweisende - Auszeit waren die vier Sommerwochen, welche die Zürcher Videokünstlerin Regula Michell im  August 2010 in Sciaredo verbrachte.

Seit Jahren schon befasste sie sich mit dem Ornament, ursprünglich in analogen, ab ca. 2006 in digitalen Techniken. Das Potenzial sich vervielfältigender Zeichen, Formen, Rhythmen faszinierte sie. Wichtig und charakteristisch ist dabei, dass das Ausgangsmaterial (früher v.a. Fotos, heute Videos) stets in der realen Welt fusst. „Ich habe zwei Seiten in mir“, sagt die Künstlerin, „die eine liebt das Haptische, die andere das Immaterielle - das Licht, die Farben, die Bewegung, den Rhythmus.“

Dass in den Tessiner Wochen das Ausgangsmaterial von der Stadt in die Natur wechselte, Gebautes und Gewachsenes in Dialog trat,  ist für alle die Sciaredo kennen, nichts als „logisch“ – zu eindringlich ist  die ganz besondere Atmosphäre mit Georgette Kleins „Bauhaus“, dem Garten und dem dichten Baumkranz rund um das Plateau. Regula Michell bot sie erweiternde und beglückende  Ideen für neue „Moving Ornaments“. Den Feigen- den Khakibaum, die  Baumhütte, den Blätterwald – aber auch den Lattenrost der Dachterrasse, die Fenster, ja sogar den Wäscheständer, das Gelb der Fassade, das Blau des Schlafzimmers....und vieles mehr hielt sie mit der Video-Kamera fest.

Zurück im Zürcher Atelier, zurück am Computer verwandelte die Künstlerin das Filmmaterial in strukturelle, sich ornamental vervielfältigende Felder, die sich überlagern und schliesslich entlang vorgegebener Parameter kaleidoskopisch drehen und wenden, ein- und ausfalten. Es sind die Ausschnitte, die Formen, die Bewegungen, die Rhythmen, die Geschwindigkeit, die sie setzt – das Filmmaterial selbst bleibt bis auf wenige Nuancen im Originalzustand. „Es sollen keine virtuell-abstrakten Bildkompositionen sein, sondern vielschichtige „Spiele“ mit bildnerischen Möglichkeiten auf der Basis unserer visuellen Welt“, sagt Regula Michell.

Von den Sciaredo-Filmaufnahmen ausgehend, entstanden so nicht weniger als 220 Minuten faszinierender „Moving Ornaments“. In zahlreichen, autonomen Kapiteln werden immer neue Strukturfelder in Bewegung versetzt . Es ist als spiegelte sich auf einer symbolischen Ebene der Wandel des Seins in langer, langer Zeit. Entsprechend sind die Rhythmen nicht von Hektik geprägt, sondern, im Gegenteil, von Langsamkeit.  Sanft gehen die Facetten ineinander über, nähern sich zuweilen  meditativen Läufen.

Hat man das Glück, sie in einer Grossprojektion von 3 x 3 Metern zu sehen, sind es nicht nur die Augen, die dem Wandel von Form und Farbe folgen, sondern man taucht mit dem ganzen Körper in den Organismus von Kommen und Gehen ein, dreht sich mit den Blättern im Wind, tanzt in und mit den Linien in den niemals stille stehenden Raum-Winkeln und hört – vielleicht – die Formen und Farben als Klänge im Universum.

Die Künstlerin träumt davon, die Siaredo-Ornaments in einer mehrere Wände  bespielenden Gesamt-Installation zu sehen, die sich – durch die verschiedenen Kapitellängen – in unendlicher Zeit nie exakt wiederholen würden. Noch kam es nicht dazu, aber.... wer weiss, vielleicht.....ein Erlebnis von hoher künstlerischer Qualität wäre es ohne Zweifel.

 

Annelise Zwez, März 2015

Mehr über Regula Michell gibt es auf www.regulamichell.ch Einen kleinen Einblick in eines der Sciaredo-Kapitel findet man in folgenden Videos: