Georgette Maag

Georgette Maag Gast Sciaredo 2012Georgette Maag La Lüm Edition VfO 2013 Für eine Vergrösserung und für weitere Bilder: Klick auf das Bild.

Die Zürcher Künstlerin Georgette Maag (geb. 1955) arbeitete in Sciaredo (Juli - September 2012) in den ihr vertrauten Medien, will heissen Fotografie, Video und Zeichnung.

Dass sie eine Namensvetterin von Georgette Klein sei und überdies ebenfalls oft das Kürzel "Geo" für sich brauche, sei ihr in dem von ihr erbauten Haus und dem von ihr angelegten Garten schon zuweilen nahe gekommen, erzählte sie. So lag es fast in der Luft, die beiden im Rahmen ihrer Abschieds-Präsentation gezeigten Videos etwas zu sehr in diese Richtung zu interpretieren: Denn in beiden Kurzfilmen ist eine kleine Schattenfigur zu sehen, die auf der Ost- respektive West-Dachterrasse  vor dem Grün der Umgebung steht oder hin und her geht. Platon mischte sich ins Schauen ein, er, der in seinem berühmten Höhlengleichnis einst fragte: Was ist wirklich und was ist nur der Schatten davon.

Zu viel Mystik liegt Georgette Maag allerdings fern; ihr Schaffen beruht  seit langem auf exakter Beobachtung. Der Lauf der Sonne und damit auch der Schatten rund um das Haus im Verlauf der Wochen, die Morgen- und die Abendwinde interessierten sie. Um für das Video-Projekt "Venti periodici" genau jenen Zeitpunkt zu finden, in dem die Schatten zur geometrisch präzisen Erweiterung des Haus-Kubus werden und sich der Wind als Akteur einbeziehen lässt, damit der Rock weht und dem Bild Lebendigkeit verleiht. 

Wie viele Künstlerinnen ist Georgette Maag dabei ihre eigene Frau und Meisterin; Sie befestigt die Kamera genau da, wo sie die "richtigen" Bilder aufnimmt, Sie rennt für jede Korrektur hin und her, Sie ist die Schauspielerin, Sie wartet auf den Wind und schneidet letztlich aus rund 7 Stunden Film den kurzen, eindrücklichen Loop, der Licht und Schatten, Ruhe und Bewegung,  Mensch, Natur und  Architektur in berührende und assoziationsreiche Verbindung bringt.

Ähnliches gilt für das zweite Video, das eine Schattenfigur zwischen den zwei Paulownien auf der Westseite des Hauses hin und her gehend zeigt. Und ebenso für die Fotoserie, die auf Ausblicken aus dem Küchen- respektive Badezimmerfenster auf die Vegetation des nahen, steilen Tessiner Felsens vis-à-vis gründet und auch hier Innen und Aussen, Gebautes, Reflektiertes und Abbildendes vernetzt. 

In der Folge ihres Aufenthaltes in Barbengo kann Georgette Maag für den Verein für Originalgrafik (VfO, Zürich) die erste Video-Edition in der Geschichte des Vereins realisieren. Sie animiert hiefür eine Reihe von Fotografien, die sie zu nächtlicher Stunde vom Haus Sciaredo gemacht hat. In einer Art Dauerlauf, zündete sie unterschiedliche Lichter im Haus an, rannte zu ihrer auf einem Stativ befestigten Kamera im Garten, drückte auf den Auslöser und rannte wieder zurück, löschte das Licht da und zündete es dort an, rannte wieder in den Garten usw. Entstanden ist ein faszinierendes, geheimnisvolle Lichtspiel, das sowohl als abstraktes Aufscheinen und Abklingen wie auch als Feld für Geschichten wahrgenommen werden kann.

azw Herbst 2012/März 2013