Sciaredo ist ein paradiesischer Ort zwischen alten Strukturen und Wildnis. Haus und Garten sind ein Gesamtkunstwerk
Als die Stiftung das Haus 1996 übernahm, war das Gelände weitgehend verwildert. Der Garten war in Auflösung begriffen und die Bepflanzung verarmt. Nebst dem allgegenwärtigen undurchdringlichen Brombeer-Geissblattgestrüpp hatten Neophyten wie Ailanthus und Lorbeer die Wege, den Wald, die Böschungen und weite Teile der Wiese überwuchert.
Die ersten 5 Jahre verbrachte der mit dem Unterhalt beauftragte Verein Sciaredo damit, diese Wildnis zurück zu drängen. Dabei entdeckten sie nach und nach alte Strukturen und Bepflanzungskonzepte von Georgette Klein. Gespräche mit Leuten, die den Garten gut kannten, sowie unsere Nachforschungen in Kleins Gartenliteratur und Fotoalben gaben weitere wertvolle Hinweise. Georgette Klein war eine leidenschaftliche Gartenliebhaberin gewesen, die ihren Garten grosszügig und liebevoll geplant und gepflegte hatte. Zusammen mit ihrem Mann unterhielt sie auch einen Nutzgarten und Reben.
Räumliche Situation
Von vorne steht der gelbe Kubus frei im Gelände. Hinten ist er hart an die Felskante gebaut und bildet mit ihm eine Gasse. Ein alter Nesbole mit weisser Glyzine und eine Feige bilden eine südlich anmutende malerische Grenze zur wilden Vegetation im Rücken des Hauses. In diesem Spannungsfeld von Natur und Gebäude erreicht man das Haus.
Als erstes wurde der schön bemooste Felsen auf Hauslänge frei gelegt und die Vegetation von der Hauswand zurück gedrängt. Diese Verstärkung der topografischen Vorgabe macht Fels und Weg zum Rückgrat einer Komposition aus Haus und Garten.
Garten
Sciaredo lädt zum Essen und Festen im Freien ein – mit und ohne Gäste. Im Westen und Süden wurde die ursprüngliche barockartig runde Einfassung freigelegt. Es gibt jedoch keine planen, nicht überwachsenen Flächen mehr, auf denen bequem ein Tisch platziert werden kann. Der Sitzplatz schwimmt wie eine Insel in der Wiese, tangential zur alten runden Einfassung, grosszügig bemessen und ebenfalls leicht konisch, beschattet und räumlich definiert vom Kakibaum.
Blick über das Gelände
Freie Flächen und locker bepflanzte wechseln sich ab. Gezielt gesetzte Zierbäume wirken Raum bildend und setzen markante Blickpunkte. Zerstreute wieder gepflanzte Obstbäume rhythmisieren die Wiese. Sträucher und Wildkirschen bilden neu einen lockeren Übergang zum östlichen Waldrand und filtern im Winter die Sicht auf die neue Einkaufslandschaft im Tal. Durch Entbuschen ist im Westen ein Pappelhain entstanden.
Wege
Mit Ausnahme des ursprünglich mit gelbem Kalkstein geschotterten, jetzt bis zum letzten Rank mit Recyclingmaterial chaussierten Zugangsweges und dem kurzen Stück Betonweg hinter dem Haus besteht das Wegnetz aus Trampelpfaden, meist Abkürzungen, die begehbar gemacht wurden. Westlich begrenzt ein von halb zerfallenen Trockenmauern gefasster Weg das Gelände, der wohl schon vor Kleins Zeiten da war.
Grünflächen
Bei Bedarf gemähte Flächen kontrastieren mit wild wachsenden hohen Wiesen, die stückweise und grossflächig nicht vor Ende Juni gemäht werden, um die Artenvielfalt von Flora und Fauna zu erhalten, insbesondere die selten gewordenen Leuchtkäfer, die lucole, die das Gelände in Juninächten verzaubern.
Bäume
Auf die ursprüngliche Bepflanzung zurückgehenden Zierbäume geben dem Areal etwas parkartig Grosszügiges. Die beiden Paulownien bilden ein lockeres, leicht asymmetrisch gesetztes malerisches Tor auf dem Weg zum Haus. Die Mimose steht am alten Platz vor der Westwand und taucht das Haus in ein südliches Flair.
Sträucher und Stauden
Wertvolle Einzelpflanzen wechseln mit Strauchgruppen und Waldsaumbepflanzung. Sie bilden eine Übergangszone, die das Gelände optisch und ökologisch aufwertet.
Grosse einfarbige Staudenfelder schwimmen im Gelände. Sie bestehen aus den folgenden noch vorgefundenen Sorten: im Frühling violette Krokus und weisse Narzissen, im Frühsommer lilablaue einfache Schwertlilien, orange Taglilien, Monbretien und bunte Malveninseln im Sommer, Japananemonen im Herbst.
Brigitte Stadler, Verein Sciaredo
Anhang | Größe |
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Sciaredo_ Gartenkonzept_2017.pdf | 4.95 MB |
Sciaredo_Gartenpflegeplan_2017_24.4..pdf | 502.17 KB |
Sciaredo_Pflegeplan_Rey.pdf | 612.49 KB |