Stefanie Anrig Malerin Heidelberg/Zuerich

 

Stefanie Anrig Atelier Sciaredo

 

Stefanie Anrig weilte im Frühjahr 2013 erstmals in Barbengo. Sich Orten und Landschaften aussetzen, um im Dialog mit ihnen die Entwicklung des malerischen Oeuvres voranzutreiben, gehört zu der in Heidelberg lebenden Zürcher Künstlerin.

Die sechs Wochen in Sciaredo waren eine ausgesprochen produktive Zeit; fast ein Dutzend klein- und grossformatige Bilder waren  danach in der „Kronen Galerie“ in Zürich zu sehen. „In Venedig konnte ich die ersten zwei Wochen kaum malen, so sehr prasselte die Hektik der Stadt auf mich ein“, erzählt sie. In Sciaredo hingegen habe sie sich vom ersten Tag an sammeln und die Basis für erste Bildwelten anlegen können.

Man staunt, die Bilder „Barbengo“ und „Sciaredo“ messen  130x 200 Zentimeter. Wie solche Grossformate malen im kleinen Haus? Stefanie Anrig lacht und meint, „alles auf die Seite schieben“. Ihre Bilder entstehen in Schichten, zu Beginn zum Teil am Boden, um sie umgehen zu können. Was oben, was unten, ob Hoch- oder Querformat wird sich erst zeigen. Dann festigen sich die Formen, ohne jedoch statisch zu werden, das Fliessende, das Momenthafte soll erhalten bleiben.

Stefanie Anrig ist von ihrer Basis her Schmuck-Künstlerin und in ihren Ausstellungen paaren sich Schmuck – oft Colliers – und Malerei. Letztere rückt seit rund 20 Jahren mehr und mehr ins Zentrum. Stilistisch sind das lyrische und das expressive Informel der 1960er-Jahre wegweisend, doch webt Anrig in der Gefolgschaft der 1980er-Jahre stets Eigenes, Persönliches, den Tag, die Zeit und den Ort in die abstrakten „Landschaften“.

Das Prozesshafte der in Grün-, Rot-, Gelb- seltener Braun- und Blautönen gehaltenen Bilder wird unterstützt durch die Verwendung von Vinylfarbe in Kombination mit Gouache, welche die Oberfläche matt und wenig materiell erscheinen lassen. Nichtsdestotrotz zeigen die Sciaredo-Bilder – vielleicht im Dialog mit den Wetterkapriolen während ihres Aufenthaltes – zum einen eine Verdichtung von Farben und Formen, zum anderen eine Tendenz zur Auflösung, zur Transparenz. Wer genau hinschaut, erkennt da und dort Versatzstücke des Ortes – Fragmente eines Geländers zum Beispiel – doch wesentlicher ist die Üppigkeit und die Energiequalität, die Sciaredo ausstrahlt und von sensitiven Künstlerinnen wie Stefanie Anrig in Bilder übertragen werden kann.

Im Sommer 2014 weilt Stefanie Anrig ein zweites Mal im Haus Sciaredo. Und wieder macht sie dieselbe beglückende Erfahrung, dass die Ruhe, die Energie, die Natur, das Licht, die Farben sie innert kürzester Zeit in einen "Malrausch" versetzen. Wie Fotos auf dieser Seite zeigen, entstanden auch 2014 für sie wichtige, ausgesprochen malerische neue Bilder.

An gute Orte kehrt man gerne zurück. So verbringt Stefanie Anrig im Sommer 2015 erneut mehrere Wochen in der Casa Sciaredo. Obwohl der Hitzesommer die Arbeitszeiten und Aufenthaltsorte gleichsam "diktiert", entstehen wiederum zahlreiche klein- und grossformatige Arbeiten auf Papier respektive Leinwand im Gespräch mit dem Haus und seiner Umgebung. Es  sei ihr dieses Jahr ein besonderes Anliegen gewesen die Freiräume in den Bildern zu halten, nicht nur die Dichte; sondern auch die Weite, die Öffnungen malerisch aufzuzeigen. In zwei Grossformaten in der auf den Aufenthalt im Tessin folgenden Ausstellung in Zürich waren denn auch - auf den zweiten Blick -  nicht nur grössere Flächen, sondern auch eine Art Tore zu erkennen, möglicherweise inspiriert vom Blick nach Süden, hin zum Weinberg und weiter nach Italien.  – azw Juni 2013/August 2014/September 2015